Angstträume nach dem Aufwachen zum guten Ende geführt

Foto: © Wittgenstein Verlag
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„Träume nach dem Aufwachen bewusst weiterträumen und zu einem positiven Ergebnis führen: Du bist Dein eigener Schöpfer. Du gestaltest Deine Welt. Durch bewusste Visionen kannst Du verändern.“  Wittgenstein Verlag

 

 

Was ist wirklich wahr? Wie mit Abtrünnigen umgehen? 

 

Vergessener Traum von 2014 – aufgeschrieben und wiedergefunden

Letzte Nacht hatte ich einen eigenartigen Traum, an den ich mich aber nach dem Aufstehen kaum noch erinnern konnte: Irgendwie war ich bei einer ganz wichtigen Angelegenheit mit erheblichen Auswirkungen auf die Zukunft als Vermittlerin in der „großen Politik“ tätig und sollte zusammen mit Vertretern verschiedener Länder eine gute Lösung herbeiführen. Ein Land schoss quer. Ich glaube es war die USA. Ich konnte dann aber bei dem Vertreter wenigstens eine neutrale Einstellung bewirken. Das dachte ich zumindest und habe dafür gesorgt, dass dieser Herr sich gut fühlt und mit meinen verflossenen, langjährigen Lebenspartner den Abend so richtig genießen kann. Am nächsten Tag kam schriftlich der große Rückfall: Ich kenne Sie gar nicht, das gestern war gar nicht gewesen, meine Einstellung habe ich von 0 (neutral) auf -4 (große Ablehnung; Vorhaben wird nicht mitgetragen) korrigiert. Als ich vom Tief- in den Halbschlaf gekommen bin, habe ich den Traum beendet. 

 

Wach weiter geträumt: Ich fahre sofort zu dem Hotel, in dem der „abtrünnige Amerikaner“ übernachtet hat. Ich habe großes Glück: Der Herr ist noch nicht abgereist. Ruhig und freundlich lade ich ihn – dieses Mal selbst – zum Abendessen ein. Ich lasse den Mann reden, höre ihm sehr genau zu. Er erzählt aus seinem Leben und auch von folgenschweren Entscheidungen, die er gerade so noch rechtzeitig korrigiert hatte. Ich konzentriere mich freundlich und unvoreingenommen auf diesen Menschen und auf all das, was er sagt. Ich spüre, dass er noch hungrig und durstig ist und bestelle für ihn unauffällig und ohne ihn zu fragen noch mehr Essen und Getränke. Von sich aus bringt er dann das gestrige Politikertreffen zur Sprache und beginnt, seine ablehnende Haltung ausschweifend zu erläutern. Ich höre ihm nur voll konzentriert zu und versuche erst gar nicht, ihn zu beeinflussen. Dann beginnt der Mann zu zögern, wirkt immer nachdenklicher und schweigt schließlich. Ich schweige mit ihm. Dann sagt er zu mir: Meine Entscheidung gestern war falsch. Ich muss und werde das gleich morgen früh auf +4 (große Zustimmung; Vorhaben wird voll mitgetragen) korrigieren.

 

Eine Ebene tiefer – und noch tiefer ist das Nichts 

 

1. „Schlüsseltraum“ – vor vielen Jahren geträumt, immer noch glasklar vor Augen

Ein Ingenieur befindet sich gemeinsam mit seinen beiden Kindern auf einer Wiese voller bunter Blumen. Die Sonne scheint und es ist warm. Die Bäume rund um die Wiese sind sattgrün. Die Kinder spielen. Es ist schön und angenehm hier. 

 

Plötzlich geraten der Ingenieur und seine Kinder eine Ebene tiefer. Dort ist alles grau – sowohl die endlosen Wälder als auch die großen Backsteingebäude, die ordentlich nebeneinander gebaut auf ordentlich gepflegten grauen Rasenflächen stehen. Ein Gebäude sieht aus wie das andere. In den Gebäuden befinden sich viele erwachsene Menschen in Einzelzimmern, die im Bett liegen, versorgt werden und gar nichts tun. In dem großen, düsteren Wald gibt es Horden von Kindern, die ganz auf sich gestellt sind. Es gibt keine Eltern und auch keine anderen Erwachsenen, die sich um sie kümmern. Die Kinder des Ingenieurs sind ebenfalls in diesem düsteren Wald, in dem nur Kinder sind und keine Erwachsenen. 

 

Der Ingenieur möchte nicht in dieser düsteren Welt bleiben. Er will zusammen mit seinen Kindern wieder ins Licht. Aber er sieht keinen Weg, wieder nach oben in seine alte, sonnige freundliche Welt zurück zu kommen. Daher sucht er einen Fluchtweg nach unten. Er buddelt mit seinen Händen einen Gang durch die graue Erde. Im Gang verwandelt sich sein Körper zu Erde. Es ist kein „normaler“ Tod, seine Seele ist auch nicht mehr da. Es fühlt sich an wie NICHTS.

 

Wach weiter geträumt: Ja, seine Seele ist nicht mehr da, denn sie ist bereits unterwegs. Die Seele des Ingenieurs sucht die Seelen seiner beiden Kinder und findet sie sofort. Gemeinsam begeben sie sich ins Licht. Ihre Seelen sind - wie auch unsere - unsterblich.

 

See des Todes 

 

2. „Schlüsseltraum“ – geträumt Ende August 2021 

Ich sitze im Zug. Der Zug hält. Ich sehe mein altes Pferd Jiri zwischen den Gleisen grasen. Das ist gefährlich für mein geliebtes Pferd und ich will sofort den Zug verlassen, ihn in Sicherheit bringen. Ich hole schnell meine Handtasche aus einem Fach. Eine Zugbegleiterin kommt auf mich zu und will eine Bestätigung, dass die Handtasche tatsächlich mir gehört. Ich gebe sie ihr und verlasse umgehend den Zug. 

 

Gemeinsam mit Jiri wandere ich vom Bahnhof zum nahegelegenen, an einem Hang gelegenen Städtchen. Wir betreten die kleine Stadt jedoch nicht, sondern wählen einen schönen Grasweg, der links von mir um den Ort herum auf eine oberhalb gelegene Hügelkette führt. Der bequeme Weg führt sanft aufsteigend durch einen lichten Wald. Jiri läuft wie ein Hund in meiner Nähe und nutzt meine Langsamkeit dazu, leckeres junges Gras zu fressen und feines grünes Laub zu naschen. Wir sind ganz allein; uns begegnet niemand und es ist ganz ruhig um uns. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Oben angekommen, blicke ich hinunter auf die andere Hügelseite. Dort befindet sich ein See, der von steilen Hängen, auf denen sich Häuser befinden, umgeben ist. Der See ist nicht sehr groß und mit einem Blick erfassbar. Ich sehe keine geschlossenen Ortschaften, sondern viele einzeln stehende Wohnhäuser mit Freiflächen dazwischen. Alles ist bräunlich: Die stille Wasseroberfläche des Sees, die Häuser und auch die nicht bebauten Flächen. Ich nehme keine Pflanzen wahr und auch keine Tiere. Ich kann mich nicht daran erinnern, Wälder, Grünland, Ackerflächen oder Gärten gesehen zu haben. Auch habe ich keine Menschen oder andere Hinweise auf Menschen, wie beispielsweise Straßen und Autos oder Geräusche, wahrgenommen. Es ist weiterhin ruhig. Auch unten am See herrscht Stille. Ich halte mich rechts, folge dem Hügelgrat und steige auf einem kleinen Pfad noch etwas höher. Jiri ist immer noch ganz entspannt, genießt unseren Ausflug und ist mit Fressen beschäftigt. Dann endet der Weg und ich schaue nochmals links hinunter. Jetzt sehe ich, dass der See rechts unter uns noch aus einem kleineren, hinter einem großen Hügel gelegenen Nebensee besteht. Hier befinden sich keine Wohnhäuser, sondern in den See hinein gebaut stehen dicht an dicht langgestreckte Gebäude mit Flachdächern, die – so wie es von hier oben aussieht – industriell genutzt werden. Die Freiflächen sind, anders als beim Hauptsee, überall befestigt. Die felsigen Hänge rund um den Nebensee sind so steil und gehen so nah an das Seeufer heran, dass dort eine Bebauung gar nicht möglich ist. Auch hier sehe ich keine Menschen und entdecke auch keine Hinweise auf menschliche Tätigkeiten. Auch hier ist es ganz still, es kommt mir sogar noch stiller als an dem Hauptsee vor. Alles ist noch bräunlicher, hier aber eher grau-braun. Es herrscht Totenstille. Der Nebensee hat allerdings keine stille Wasseroberfläche, sondern das Wasser bewegt sich. An einer Stelle, dort besteht der kleine Nebensee aus einem noch kleineren Untersee, der von schroffen Steilwänden umgeben ist und kaum größer ist als ein Schwimmbecken, brodelt es regelrecht.

 

Ich sehe diese Stelle und weiß genau: Hier steigt Totbringendes vom Seegrund auf. Der Tod von allem in diesem Tal ist unausweichlich. Diese Erkenntnis berührt mich überhaupt nicht, ich habe keine Emotionen – registriere einfach nur den sicheren Tod. Für Jiri, der mich immer noch begleitet und dabei seine eigenen Wege wählt, ist die Welt weiterhin in Ordnung. Mir hingegen wird schlagartig bewusst, dass dieser alles umfassende Tod nicht mehr kommt, sondern bereits da ist.

 

Wach weiter geträumt: Ich drehe mich um und folge dem Weg wieder zurück. In dem lichten Wald angekommen, treffe ich auf Menschen. Es sind drei Männer, denen ich auf dem hier bereits wieder recht breiten Grasweg begegne. Ich spreche sie an, frage sie nach dem düsteren, unbelebten Tal auf der anderen Seite der Hügelkette – und erfahre, was los ist:

 

Ein kleines Erdbeben hatte vor vielen Jahren dazu geführt, dass in dem kleinen Untersee ein Spalt am Seegrund entstanden ist. Aus diesem Spalt ist ein Toxin ausgetreten. Zusammen mit den Abwässern des dort ansässigen Industriebetriebes ist ein tödliches Gift entstanden, das alles in dem Tal getötet hat, was nicht flüchtete: alle Pflanzen, viele dort ansässige Tiere und einen Teil der Menschen. Die Menschen im Tal wurden von den Bewohnern des kleinen Städtchens aufgenommen. Gemeinsam baute man neue Häuser für sie. Dann fing das Gift an, sich über die Hügelkette hinweg auszubreiten. Die Vögel auf der anderen Hangseite verschwanden, ebenso andere Wildtiere. Auch das kleine Städtchen war nun in Gefahr. Die Bevölkerung wurde daraufhin evakuiert und mehrere mutige Menschen gingen die Ursache des Problems an: Sie verschlossen den todbringenden Spalt am Seegrund. Das Vorhaben ist gelungen: Ich höre jetzt Vögel zwitschern und sehe in der Ferne einige Rehe grasen.

 

Zusammen mit den drei Männern und meinem Pferd gehe ich den Weg wieder aufwärts bis zum Hügelgrat und schaue nochmals auf der anderen Seite hinunter: Ein ganz zarter Grünschimmer bedeckt nun das Tal. Das Leben beginnt zurückzukehren!

 

Dazwischen Alpträume immer mit dem gleichen Muster 

 

Muster: Von einem Moment auf den anderen gerate ich – völlig allein auf mich gestellt – in eine mir völlig unbekannte Umgebung und komme nicht wieder zurück in meine Welt. Hartnäckig versuche ich, diese fremde Welt zu verlassen. Dabei treffe ich auf eine immer unbekanntere und unangenehmere Umgebung, vor der ich immer mehr Angst bekomme. Ich spüre überhaupt keine Empathie, nirgendwo treffe ich auf Mitgefühl. Niemand nimmt mich persönlich wahr, obwohl ich ganz anders bin als diese völlig Fremden. Ich fühle zunehmend Gefahr und Verzweiflung, will nur noch weg aus dieser mir so völlig fremden Umgebung. Aber ich finde keinen Weg zurück – und dann wache ich auf aus diesen Albträumen. 

 

Hier ist ein Beispiel, an das ich mich noch recht gut erinnere: Ich bin in einem großen Einkaufszentrum, das ich kenne. Hier besorge ich regelmäßig meinen täglichen Bedarf. Wieder einmal bin ich in diesem Einkaufszentrum, will schnell noch etwas kaufen. Und dann passiert dort etwas, was ich noch nie erlebt hatte: Dieses Einkaufszentrum ist plötzlich ein ganz anderes, viel größeres Gebäude mit zahlreichen mir unbekannten Gestalten und einer mir vollständig fremden Umgebung. Ich sehe Menschen, aber auch etwas kleinere Wesen, die sich menschlich verhalten, aber keine Menschen sind. Diese eigenartigen Wesen befinden sich auf breiten Treppen, die nach unten führen. Ich sehe keine Menschen, die diese Treppen benutzen. Ich fühle Gefahr. Diese Gestalten und auch die Menschen gehen nicht freundlich miteinander um. Die menschenähnlichen Wesen verhalten sich sogar auffallend rücksichtslos. Niemand lacht. Niemand redet. Viele wirken so, als ob sie gerade fluchtartig diese Stätte verlassen wollen. Ein großer Gang führt zu einem Bahnhof. An den Gleisen stehen massenweise Menschen, die aufgeregt durcheinander laufend auf Züge warten. Doch ich höre keine Geräusche. Niemand spricht, niemand schreit. Ich drehe mich sofort um und entferne mich schnell von diesem Bahnhof, der Teil des riesigen Gebäudes ist. Überhaupt nicht erwäge ich, dass diese Züge möglicherweise auch mich wegbringen könnten von diesem schrecklichen Ort. Immer wieder sehe ich in der Ferne rücksichtslose Gewalt und Verletzte. Zwischen den vielen unbekannten Gestalten liegen Tote.

 

Ich irre herum, will diesen Ort des Schreckens ganz schnell wieder verlassen und zurück in meine Welt. Endlich finde ich einen Weg, der nach draußen führt. Aber auch dort ist mir alles unbekannt: Die Umgebung wirkt zwar recht normal, sie erinnert mich an amerikanische Vorstädte, ist mir aber ebenfalls völlig unbekannt und hier draußen gibt überhaupt keine Gestalten. Ich umlaufe das große Gebäude, das von außen ebenfalls recht normal wirkt und hoffe, auf den anderen Gebäudeseiten etwas zu finden, das ich kenne, an dem ich mich orientieren kann. Aber alles ist mir fremd und ich treffe auch hier auf niemanden, den ich um Orientierungshilfe bitten könnte. Ich sehe kein Zurück – und wache auf.

 

Wach weiter geträumt: Ich beende diese end- und sinnlose Lauferei auf der Suche nach draußen. Ich bleibe stehen, lege mich auf den Rücken und blicke in den Himmel. Die Sonne scheint ganz schwach durch die Wolken. Aber sie ist da und auch der Himmel sieht ganz normal aus. Nur sehe ich über mir überhaupt keine Vögel oder Flugzeuge. Ich schließe meine Augen und konzentriere mich ganz auf meinen Atem. Ich atme durch den ganzen Körper. Meine Umgebung ist nicht mehr existent. Ich richte meinen Blick nach innen, gehe ganz tief hinein in mich – und finde ihn endlich: den Weg zurück in meine Welt.

 

Es funktioniert! 

 

Seitdem ich diese Träume zu Ende geträumt habe, träume ich Derartiges nicht mehr. Ich hoffe dies bleibt so. Sollte ich wieder unschöne düstere Träume bekommen, die ich so gar nicht beeinflussen kann, werde ich sie ebenfalls bewusst weiterträumen, wenn ich wach bin. Ich fühle mich seitdem leichter: Mir ist, als ob eine Last von mir genommen wurde. Und möglicherweise sind wir tatsächlich unsere eigenen Schöpfer und können die Welt, die wir wahrnehmen, gestalten und sogar positiv verändern.

  

Barbara Lattrell, 19. September 2022

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